Strategie der Geldanlage – 2023 einfach die richtige finden

veröffentlicht 06.12.22 aktualisiert 07.12.22

Die richtige Strategie der Geldanlage zu finden, ist im 21. Jahrhundert eine richtig große Herausforderung.

Internetblase, Lehman-Pleite, Finanz- & Wirtschaftskrise, Schuldenkrise, Euro-Rettungsschirm, niedrige Zinsen, die Flucht in Immobilien, Corona-Pandemie – die Geldanlage ist zu einer echten Challenge geworden.

In diesem Artikel zeige ich dir, worauf du bei der Wahl der besten Anlagestrategie für sich achten musst.

Los geht's...

Das magische Dreieck der Geldanlage

Dreieck der Geldanlage

Jede Geldanlage ist seit jeher durch drei (Haupt-)Faktoren charakterisiert:

Rendite

Die Rendite stellt den Ertrag einer Geldanlage dar und wird in aller Regel auf Jahresbasis berechnet.

Risiko

Das Risiko bestimmt das Verlustpotential einer Geldanlage.

Hierfür gibt es keine einheitliche Kennziffer, geläufig ist die Angabe der Volatilität (Schwankungsbreite) der Kurse.

Rendite und Risiko stehen in einem diametralen Verhältnis zueinander – je höher die potentielle Rendite, desto höher das Risiko.

Liquidität

Für den Faktor Liquidität, also die jederzeitige Veräußerbarkeit einer Geldanlage, gilt das nicht.

Eine „riskante“ Geldanlage kann genauso liquide sein wie eine„sichere“ Geldanlage.

Liquidität ist für Privatanleger oftmals auch nicht entscheidungsrelevant, können sie doch sehr gut abschätzen, wie sehr sie auf liquide Anlagen angewiesen sind oder nicht.

Die häufigsten Fragen drehen sich deshalb rund um die Begriffe Rendite und Risiko. Hier gibt es auch die größten Missverständnisse.

Und: Beachtet man in Deutschland zudem die unterschiedliche Besteuerung von Kapitalerträgen je nach Vertragsart, so wird das Dreieck sogar zum Viereck!

Rendite & Risiko

Rendite/Risiko-Verhältnis

Die Grundregel, dass eine hohe Rendite nur mit einem hohen Risiko erwirtschaftet werden kann,ist leicht zu erklären.

Sofern Anleger das Risiko eingehen, eventuell Teile ihrer Investition zu verlieren, so muss die in Aussicht gestellte Rendite höher ausfallen, als wäre dieses Risiko nicht gegeben.

Ansonsten würden alle Anleger nur in die risikolose Geldanlage investieren.

Diese Nachfrage hätte zur Folge, dass der Preis der Geldanlage steigen würde, was wiederum zu niedrigeren Renditen führen würde.

Im Allgemeinen wird das Rendite/Risiko-Verhältnis (vereinfacht)wie folgt dargestellt:

Strategie der Geldanlage - Risiko und Rendite

Rendite, Risiko & Zeit

Leider ist diese Darstellung jedoch wirklich sehr einfach gehalten.

Für die Bestimmung des Risikos wird einer der wichtigsten Faktoren außer Acht gelassen: Zeit!

Dies wird anhand der unten stehenden Grafik deutlich.

Für die Beschreibung des Risikos einer Geldanlage gibt es verschiedene Kennziffern – eine davon ist die Volatilität (Schwankungsbreite).

Dieser Wert gibt an, um wie viel Prozent die Renditen in der Vergangenheit nach der „Gauß'schen Normalverteilung“ um den Mittelwert/Durchschnitt schwankten.

Hättest du z. B. dein Geld ab dem Jahr 1970 für jeweils ein Jahr zu 100 % in Aktien investiert, so hättest du über alle Jahre eine durchschnittliche Rendite von 9,4 % p. a. erzielt (jeweilige Zahlen gerundet).

Diese Rendite wäre aber nicht jedes Jahr gleich hoch ausgefallen.

Im schlechtesten Jahr hättest du einen Verlust von 38,8 % erleiden müssen, im besten Jahr hättest du einen Gewinn von 61,8 % erzielt.

Die Volatilität betrug für alle Jahre 17,3 % p. a.

Bei Anlagen, die du jährlich mit einem 1-Jahres-Horizont in Rentenpapieren getätigt hättest, betrug diese Volatilität lediglich 6,9 % p. a. (die durchschnittliche Rendite lag bei 6,2 % p. a. – im besten Jahr hättest du eine Rendite von 29,8 % erzielt, im schlechtesten Jahr einen Verlust von 12.5 % erlitten).

Damit scheint auf den ersten Blick die Geldanlage in Renten weniger risikobehaftet zu sein als die Geldanlage in Aktien – sofern man den Anlagehorizont nicht beachtet!

Hättest du nämlich dein Geld ab dem Jahr 1970 für je 20 Jahre zu 100 % in Aktien investiert, so hätte die durchschnittliche Rendite über die jeweiligen 20-Jahres-Perioden 8,2 % p. a. betragen.

In der besten 20-Jahre-Periode hättest du dabei eine Rendite von 15,4 % p. a. erzielt, in der schlechtesten wäre die Rendite mit 1,7 % p. a. wesentlich geringer ausgefallen.

Die Volatilität betrug jedoch durchschnittlich 2,9 % p. a. und lag damit unter der Schwankungsbreite von Rentenanlagen im einjährigen Bereich!

Mit anderen Worten: eine Investition mit einem 1-Jahres-Horizont zu 100 % in Renten wäre in der Vergangenheit „riskanter“ gewesen als die Investition deines Geldes zu 100 % in Aktien, sofern du einen Anlagehorizont von 20 Jahren hattest.

Strategie der Geldanlage - Anlagematrix

Diversifizierung & Korrelation

Diversifizierung - Lege niemals alle Eier in einen Korb!

Die oben genannten Zahlen aus der Vergangenheit bieten jedoch keine Gewähr, dass ein höheres Anlagerisiko auch in Zukunft stets mit höheren Renditen belohnt wird.

Über eine Geldanlage kann aber immer nur ex ante entschieden werden, sie ist immer auf die Zukunft gerichtet.

Und diese Zukunft vermag niemand genau zu prognostizieren. Deshalb ist es wichtig, Geldanlagen breit zu diversifizieren.

Nach Möglichkeit sollte das Geld sowohl in Renten als auch in Aktien, Rohstoffen, Hedgefonds oder Immobilien investiert sein.

Zwar ist eine ausgewogene Mischung sinnvoll, diese Mischung kann aber auch „aufgebaut“werden und sich im Laufe der Zeit ändern.

Sofern z. B. in jungen Jahren mit einem Aktienfondssparplan der Grundstein für die (langfristige) Altersvorsorge gelegt werden kann, so können später konservativere Geldanlagen hinzugefügt werden – vermögensverwaltende Fonds und/oder Rentenfonds, eine selbst genutzte oder vermietete Wohnung etc.

Korrelation - Vermeide ähnliche Anlagen!

Dabei ist zu beachten, dass sich nach Möglichkeit die einzelnen Geldanlagen in ihrer Ausrichtung nicht ähneln sollten.

Wäre dies der Fall, so läge die Korrelation der einzelnen Geldanlagen bei dem Faktor 1.

Dieser Faktor beschreibt, dass die einzelnen Geldanlagen bei steigenden Kursen alle in ihren Kursen steigen und bei fallenden Kursen alle Geldanlagen fallen.

Sinnvoll ist es deshalb, mehrere Geldanlagen in einem Portfolio so zusammen zu fügen, dass diese möglichst wenig miteinander korrelieren.

Z. B. können die Immobilienpreise wie im Jahr 2011 deutschlandweit ansteigen, während die Aktienkurse einen Crash erleiden mussten.

Ein Portfolio, welches Immobilien und Aktien miteinander vereint, ist bei einem solchen Crash wesentlich weniger betroffen als ein Portfolio, welches nur Aktien enthält.

Garantien

Sofern eine Geldanlage mit Garantien ausgestattet ist, so sind zwei wesentliche Faktoren zu beachten:

  • der Garantiegeber
  • die Garantiekosten

Garantiegeber

Entscheidend ist zunächst die „Güte“, die Finanzstärke eines Garantiegebers.

Dies wurde vorallem im Jahr 2008 augenscheinlich. Selbst eine so renommierte Investmentbank wie LehmanBrothers kann insolvent gehen und fällt dann als Garantiegeber aus.

Zudem gilt, dass die Finanzstärke des Garantiegebers umso wichtiger ist, je länger der Zeitraum der ausgesprochenenGarantie ist.

Aber auch hier gilt: eine letzte Sicherheit kann es hier nicht geben.

Spricht z. B. die heute weltweit finanzstärkste Versicherungsgesellschaft eine Renditegarantie von 0,25 % p. a. aus (Rechnungszins seit 2022) und erwirtschaftet sie innerhalb der nächsten 20 Jahre nur eine Rendite unterhalb dieses Garantiezinses, so wird auch diese Versicherungsgesellschaft in 20 Jahren insolvent sein.

Denn durch die exponentielle Funktion der Zinses-Zins-Rechnung werden die zugesagten Kapitalauszahlungen immer höher, die Verluste in gleichem Maße aber ebenfalls.

Garantiekosten

Garantien kosten Geld und diese Kosten schmälern die Rendite. Denn diese Garantien können nur auf zwei Wegen dargestellt werden.

  • Entweder erfolgt die Geldanlage in risikolosen, dafür aber renditeschwachen Produkten.
  • Oder es muss eine Versicherungslösung gefunden werden, wobei dann Versicherungsbeiträge zu zahlen sind.

Steigende Volatilität

Eines dürfte gewiss sein: die Volatilität wird in Zukunft steigen.

Grund hierfür – neben anderem– ist der vollautomatische, auf streng definierten Regeln und extrem komplexen algorithmenbasierende Computerhandel.

Computer handeln Aktien und andere Finanzmarktprodukte mittlerweile in Sekundenbruchteilen. Ein Beispiel macht das anschaulich.

Im Jahr 2008 brach der Aktienkurs der Fluglinie United Airlines innerhalb von 2 Minuten um 75 %ein. Angeblich war die Fluglinie insolvent.

Das war sie tatsächlich auch, allerdings im Jahr 2002.Das Insolvenzverfahren wurde jedoch schon 2006 erfolgreich abgeschlossen.

Die Meldung, wonach die Fluglinie insolvent sei, stammte tatsächlich aus dem Jahr 2002 und tauchte 2008 –aus welchen Gründen auch immer – mit neuem Datum unter den „beliebtesten Artikeln“ derZeitung „Florida Sun Sentinel“ auf.

Wahrscheinlich von der Nachrichtensuchmaschine von Google gefunden, wurde die Nachricht später von Bloomberg News Service, einem Datenlieferanten für Börsennachrichten, verbreitet.

Spätestens dann wurde sie von jenen Computerhandelsprogrammen, die das Internet nach den jeweils neuesten Presseberichten systematisch durchkämmen, gefunden, was einen massenhaften, sofortigen Verkauf der Aktie von United Airlines zur Folge hatte.

Zwar sind solche Vorkommnisse heute nicht kaum mehr denkbar, man kann aber anhand dieses Beispiels sehr gut aufzeigen, welche Konsequenzen moderne Datenverarbeitungssysteme auch in Zukunft haben werden.

Fragen & Überlegungen

Welche Ziele strebst du mit deiner Geldanlage an?

Eine Zielfestsetzung ist bei der Geldanlage essentiell wichtig.

Sparst du z. B. Geld als Eigenkapitalbasis für eine Immobilienfinanzierung an, so solltest du hierfür nur moderate Geldanlagerisiken eingehen.

Im Bereich der Altersvorsorge gilt dies zwar ebenfalls, allerdings relativieren sich beispielsweise die Kursrisiken bei Aktienanlagen durch den langen Anlagehorizont.

Hier können diese Risiken – sofern man das will – durchaus eingegangen werden.

Risikotragfähigkeit - Kannst du auf Grund deines Einkommens / Vermögens Risiken eingehen?

Verfügst du über ein hohes Einkommen, so kannst du – unabhängig davon, ob du das willst oder nicht (siehe unten Risikobereitschaft) – eher Risiken bei deiner Geldanlage eingehen, als wenn du nur geringe Einkünfte erzielst.

Denn der Faktor Liquidität spielt eine geringere Rolle, da du die Fähigkeit hast, deine Geldanlagen auch über einen längeren Zeitraum innerhalb eines schwierigen Börsenumfeldes zu halten.

Bist du im Zweifel auf die jederzeitige Auflösung deiner Geldanlagen angewiesen, so gilt das nicht.

Risikobereitschaft - Kannst du mental mit den Risiken einer Geldanlage umgehen?

Auch wenn dir eine hohe Risikotragfähigkeit attestiert werden kann, so heißt das nicht, dass du Risiken bei deiner Geldanlage eingehen musst, sofern du das nicht willst.

Es kann sein, dass du schlicht und ergreifend nicht gewillt bist, deine Geldanlagen einem Kursrisiko auszusetzen, da dir das emotional Unbehagen bereitet.

Daran kann niemand etwas ändern und daran sollte auch niemand etwas ändern.

Du allein bist es, der sich seine Risikobereitschaft bewusst machen muss. Ansonsten wirst du einem Herdenverhalten verfallen.

Viele Privatanleger bringen erst dann den Mut auf, in Aktien/Aktienfonds zu investieren, wenn die Kurse steigen.

Denn steigende Kurse vermitteln das Gefühl der Sicherheit.

Sobald die Kurse jedoch wieder fallen, verkaufen viele Privatanleger ihre Geldanlagen, um entstandene (zunächst nur fiktive) Verluste zu begrenzen.

Daraufhin steigende Kurse können diese fiktiven Verluste nicht mehr „wett“ machen, diese wurden tatsächlich realisiert.

Über den Autor

Ralf ist seit 2001 in der Versicherungsbranche tätig. Nach seiner Ausbildung im Hause der Allianz, war er dort einige Jahre als Agenturinhaber tätig, bevor er 2010 die Geschäftsführung des Versicherungsmaklers lixxil GmbH übernommen hat.